Oft sind es kleine Details, die für die Sicherheit entscheidend sind. ALEX BERNSTORFF weiß, worauf es ankommt, wenn es um Ausrüstung für Jagdhunde geht.
Ausrüstung für Jagdhunde: Wie man seinen Stöberhund schützt
Die Gefährdung unserer vierläufigen Jagdhelfer ist in den letzten Jahren stetig größer geworden. Mehr Bewegungsjagden, das verstärkte Vorkommen von Schwarzwild, gut ausgebaute Straßen, die mit hoher Geschwindigkeit befahren werden und auch der sich wieder ansiedelnde Vorfahre unserer Hunde, lassen bei so manchem Rüdemann Sorgenfalten auf der Stirn erscheinen.
Unsere Aufgabe ist es, diese Gefährdungspotenziale abzufedern. Drückjagdtage sind hart und herausfordernd, somit sollte der Vorbereitung und Ausrüstung des Hundes ebenso viel Aufmerksamkeit zukommen, wie der eigenen. Die Einsätze des Hundes gehören sorgsam geplant und müssen der Konstitution und dem Alter des Hundes angemessen sein.
Ohne Weste keine Jagd
Zur persönlichen Schutzausrüstung des Hundes gehört heutzutage eine Weste, die ihn wenigstens durch Signalfarbe schützt. Auch für die Schützen ist es hilfreich, den Hund so sofort als solchen ansprechen zu können. Bei scharf an Schwarzwild jagenden Hunden gehört eine Schutzweste zum Standard. In diesem Zusammenhang gilt: „soviel wie nötig, so leicht bzw. am wenigsten behindernd wie möglich“. Ein kleiner Hund, der den Waffen einer Sau wenig Masse entgegensetzt und eher weggeschleudert wird, ist mit einer dünneren Weste besser ausgerüstet als ein Stöberhund der 30kg-Klasse.
Generell wird das Verhältnis von Körper- zu Westengewicht günstiger, je schwerer der Hund ist. Letzterem wird es leichter fallen, eine schwerere Weste zu tragen. Die Gefahr, dass sich ein sehr leichter Hund mit der Weste in Brombeeren verfängt und so einer Sau nicht mehr ausweichen kann, ist latent vorhanden.
Hundeschutzwesten teilen sich im Allgemeinen in Konfektionsware von der Stange und in Maßanfertigungen auf. Erstere müssen nicht zwingend den schlechteren Schutz bieten, vom Widerstand gegen Keilerwaffen sind diese vergleichbar mit den Maßfertigungen. Entscheidend ist die Anatomie des Hundes und das Gangwerk. Wenn Scheuerstellen entstehen, ist der Griff zum „Maßanzug“ unumgänglich. Hier sehen wir in der letzten Zeit ein gegenseitiges Überbieten der Hersteller mit Features. Rutenschutz, Ellenbogenschutz, etc.
Der passende Schutz für Jagdhunde
Ein jeder Hundeführer sollte selbst überlegen, wieviel Schutz sein Hund benötigt oder was den Jagdhund behindern wird. Relativ neu sind Schutzwesten aus Kettengewebe, welche einen sehr guten Schutz für kompromisslos jagende Hunde bieten, dadurch aber mit etwas mehr Gewicht aufwarten. Allerdings sind hier Hämatome und stumpfe Verletzungen ein Thema, da das Metallgewebe keine Polsterung bietet, welche die Energie des Schlags absorbiert. Einen Vorteil gibt es hier jedoch in der Pflege. Die Aramidfasern und anderen Schutzstoffe der Textilwesten können durch UV-Strahlung belastet werden, auch falsche Waschmittel können die Funktion beeinträchtigen. Diesen Umständen trotzt ein Edelstahlgewebe problemlos.
Ausrüstung für Jagdhunde: Keine ergonomische Lösung
Mit einer Rückentasche für Ortungsgeräte, die im Zweifel dauerhaft Druck auf die Wirbelsäule ausübt, tut man dem Hund keinen Gefallen. Auch sollte man darauf achten, dass die Hundeweste nicht zu klein ist. Spannt sich das Gewebe stramm um den Körper des Hundes und kann bei einem Angriff nicht „rutschen“, wird ein Durchstoßen wahrscheinlich. Weiter sollte man auch die Farbe der Weste mit Bedacht wählen. Signalfarben, die im herbstlichen Wald nicht natürlich zu finden sind, ist der Vorzug zu geben – das walduntypische helle blau kombiniert mit einer Signalfarbe, bildet hier einen großen Kontrast. Zudem sollte die Weste mit reflektierendem Material ausgestattet sein. Nicht selten überjagen Hunde und suchen, sobald es ruhig im Wald wird, die Zivilisation bzw. den Weg dorthin, also Straßen. Hier ist der Reflektor dann im Zweifel lebenserhaltend.
Immer auf Sendung: Jagdhunde per Ortung aufspüren
Um diese Situation zu vermeiden, sollte der Hund mit Technik ausgestattet werden, die es erlaubt, ihn zu orten. Entscheidungsrelevant ist das Stöberverhalten des eigenen Hundes. Musste man sich früher zwischen der Ortung über Mobilfunk und der mit Direktkontakt zwischen Handgerät und Sender entscheiden, gibt es heute kombinierte Geräte, die das Beste aus beiden Welten kombinieren.
Bleibt es bei einem Gerät, welches nicht beide Ortungsmöglichkeiten bietet und findet die Jagd in Bereichen statt, wo das Netz eher schlecht ist, ist den direkten Ortungsgeräten der Vorzug geben. Gleiches gilt für Jagdhunde, die tendenziell eher kurz jagen. Mit Vorsicht sind jedoch die Reichweitenangaben der Hersteller der Geräte zu genießen. Ein „bis zu X-Kilometer“ reichendes Gerät kann in stark kupiertem Gelände schnell auf wenige hundert Meter zusammenschmelzen. Die angegeben Werte sind als ein in der Realität kaum zu erreichender Wert anzusehen, der unter optimalen Bedingungen ermittelt wurde. Eine verstärkende Antenne, die dann oft bei der Suche vom Auto aus eingesetzt wird, sollte auf jeden Fall vorgehalten werden.
Ohne Netz nix los
Ebenso kann es den Hundeführer zur Verzweiflung treiben, mit einem Gerät, welches Mobilfunk nutzt, im Empfangsloch zu sitzen. Oft sind es die Mobilfunkgeräte selbst, die das Problem sind. Im Gegensatz zu den üblichen im Einsatz befindlichen Mobiltelefonen haben die Halsbänder 3-Netze-Karten, welche eine gute Abdeckung bieten. Es empfiehlt sich, ein Handy zu nutzen, das die gleiche Ausstattung bietet. Die Kombination beider Techniken in zwei separaten Geräten bietet den Vorteil, dass sie sich ergänzen und beim Ausfall eines Systems das andere als Backup fungiert.
Aus Sicht der Jagdleitung sind Systeme zu bevorzugen, die im Nachgang der Jagd eine seriöse Validierung der einzelnen Hundearbeit zulassen, weiter geht dies oft auch mit der Ortbarkeit des Hundes durch weitere Personen als den Führer selbst einher. So lässt sich sehr gut erkennen, wann sich Jagdhunde einer Straße nähern, und es lassen sich Gegenmaßnahmen einleiten. Auch lässt sich so organisatorisch eingreifen, wenn durch die Technik offenbar wird, dass Einstände noch nicht abgearbeitet wurden.
Sicherheit endet nicht mit Hahn in Ruh
Ist der Jagdhund wieder sicher am Stand zurück und abgejagt, sollte der Hundeführer dafür sorgen, dass der Hund die womöglich nasse Weste loswird und ein warmer Hundemantel und Liegeunterlage zur Verfügung steht. Wasser und schnell ansprechende Energiesnacks sollten selbstverständlich sein. Eine gründliche Untersuchung ist zwingend notwendig. Zuweilen sind Verletzungen nicht offensichtlich, die oft noch unter Adrenalin stehende Hunde verbergen diese gut. Jeder Hundeführer sollte sein Erste-Hilfe- Set so zusammenstellen, dass es dem möglichen Bedarf eines Hundes gerecht wird. Auch wenn eine tierärztliche Versorgung am Streckenplatz sichergestellt sein sollte, bleibt im äußersten Fall nur wenig Zeit, das Schlimmste abzuwenden.
Auch im Auto ist dafür zu sorgen, dass der Hund warm und trocken bleibt, während der Rüdemann dem Schüsseltreiben frönt. Dem erhöhten Energiebedarf ist mit mehr oder High-Energy-Futter nachzukommen. Der Hund wird es ihm mit Gesundheit, niedrigen Tierarztkosten und einer Einsatzfähigkeit bis ins hohe Alter danken. Behandeln wir unsere Hunde als das, was sie sind: Partner, ohne die unserer Passion nicht nachzugehen wäre.