Der Jagdverband Baden-Württemberg möchte ein neues Bewusstsein für Wald und Wild. Das Ziel: Mehr Kommunikation, weniger Tiere schießen. Statt Jagddruck sollen abgewogene Konzepte zum Einsatz kommen.
Wald vor Wild? Jagdverband fordert zu Umdenken auf
Der Landesjagdverband Baden-Württemberg möchte weniger Rehe schießen. Klimabedingt muss der Wald zwar umgebaut werden, die starke Bejagung von Rehwild kann für die Reduktion von Verbissschäden an neu gepflanzten Bäumen dennoch nicht die Lösung sein. Das erklärte Hauptgeschäftsführer vom Jagdverband René Greiner anlässlich des Landesjägertags in Altensteig (Landkreis Calw) nach Angaben der Presse.
Falscher Jagddruck sei dementsprechend sogar kontraproduktiv. Laut Greiner steige der Energiebedarf von Rehen maßgeblich, wenn diese bei der Futtersuche keine Ruhe haben. Die Tiere fressen dort, wo sie ihre Nahrung finden. Jagddruck würde die Tiere – ebenso wie lärmende Spaziergänger oder freilaufende Hunde – beim Fressen stören. Besonders in der Dämmerung sollte man die Tiere nicht stören, wie Sarina Breiter, die das Projekt Wild-Wald-Bewusstsein beim Landesjagdverband verantwortet, laut der Presse mitteilt.
Umbau der Wälder sorgt für Herausforderungen
Wie Beiter erklärt, bevorzugen Rehe leicht verdauliche, nährstoffreiche Pflanzen. Das würde insbesondere auf junge Bäume es den Baumschulen zutreffen, die bei dem Umbau der Wälder zum Einsatz kommen. Beiter zufolge sind Rehe auch auf ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot angewiesen. Wenn dieses nicht gegeben ist, müssten die Tiere auf junge Triebe zurückgreifen. Das könnte das Aufwachsen der Bäume und damit auch der umgebauten Wälder gefährden.
Rehe sind allerdings auch maßgeblich relevant für den Wald. Laut Greiner sind die Tiere unter anderem für den Transport von Samen relevant. Es ist auch eine naturethische Frage“, erklärte der Hauptgeschäftsführer. „Hat eine einheimische Art wie das Reh eine Daseinsberechtigung bei uns oder nicht?“
Jagdverband fordert Diskurs und angepasste Bejagung
Er räumt auch ein, dass der Wald unter Druck steht. Der Klimawandel erzwinge einen schnellen Umbau, auch Monokulturen sollen weichen. Gleichzeitig soll der Wald in der Lage sein, regionales Holz zu liefern sowie Lebensraum für verschiedenste Wildtiere zu bieten. Und auch der Mensch hat einen kulturellen Anspruch an den Wald. Daher seien Gespräche zwischen Forstwirtschaft, Jägerschaft, Kommunen und Waldbesitzern ebenso relevant wie angepasste Bejagung.
Das Konzept ist dabei gar nicht so kompliziert. Laut Greiner müsse dort intensiv gejagt werden, wo die Aufforstung an erster Stelle stehe. Dort seien dann Ausweichflächen innerhalb eines Jagdreviers relevant. Diese dürften dabei auch kleinräumiger ausfallen. Zäune dürften nur eine temporäre Lösung darstellen.