Rothirschjagd in Argentinien

Patagonien ist legendär für die extrem raue und dennoch gleichzeitig unglaublich schöne Landschaft.

Gleich hinter der chilenischen Grenze erstreckt sich Patagonien, eine Provinz in Argentinien. Hier tobt eines der außergewöhnlichsten Hirschbrunft-Spektakel, das Jäger weltweit erleben können.

Uralte Hirsche

Keine Sekunde habe ich meinem Freund und Jagdführer geglaubt. „In Argentinien“, sagte er, „siehst du einen der Hauptbrunftplätze weltweit. Es gibt dort noch viel mehr Rotwild als in Chile.“ Noch mehr Rotwild? Und wie. Und dann die Nebel. Die Weite. Die Berge, die Täler, das trockene, aber herrliche Klima, die sagenhaft freundlichen Menschen und die unvorstellbare Fülle an Brunftplätzen und uralten Hirschen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Der Mann hat keine Sekunde übertrieben.

Rothirschjagd in Argentinien - im Land der Giganten

Am ersten Abend pirschen wir alle zusammen. Veranstalter Bertil Grahn ist ein absolutes Original. Er spricht ein Rudiment-Englisch, das von zahllosen „buenos“, „perros“ und dem für ihn typischen „espectacular“ unterbrochen wird. Letzteres bricht etwa alle zehn Minuten aus ihm heraus – und zwar immer genau dann, wenn er einen der ungezählten alten Recken auf seiner 25.000 Hektar großen Estanzia röhren hört. „Cervo, no malo, bueno, espectacular!“ Der Mann ist gnadenlos komisch, nimmt das Leben nicht allzu ernst, liebt seine Söhne, seine Frau, seine Hirsche, seine Kühe und vor allem seinen allgegenwärtigen Colt.

© Lucy Martens
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Unzählige Talkessel

Kaum, dass wir in einem der unzähligen Talkessel eintreffen, geschieht das schier Unglaubliche: ein Hirsch ohne Kahlwild röhrt uns immerfort an und folgt uns durch den Dickbusch. Wir verharren gespannt, nicht ängstlich, aber mit Respekt: Da bricht ein sicher 14 Jahre alter Recke, der nur noch einen Lauscher und eineinhalb Achter-Stangen hat, plötzlich vor uns durch den Knick, bleibt wie angewurzelt stehen und äugt die Reisegruppe auf drei Meter an. Deutlich steht ihm der Brunfttrieb in den Lichtern. Nie habe ich so etwas im Ansatz in freier Wildbahn bisher erlebt. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass das möglich ist, kenne ich doch nur das überaus nachtaktive und scheue Rotwild aus der Heimat!Doch dann wird es auch ihm zu viel, der Hirsch bricht weg – aber: Wir haben den Beweis auf Video. Sagenhaft.

Erfolgreiche Pirsch

Der Abend endet mit einer erfolgreichen Pirsch auf einen achtjährigen Achter, den wir auf einhundert Meter im Gegenhang strecken können. Die Kulisse dabei ist atemberaubend. Der Gin Tonic am Kamin der traumhaften Finca der Grahn-Familie, die uns aufnimmt, als seien wir alte Freunde, schmeckt zum Niederknien. Nach dem Essen fallen wir todmüde ins Bett – am nächsten Morgen soll der wahre Showdown starten. Denn wir sind nicht für irgendeinen Hirsch hier: wir wollen einen alten Eissprossenzehner oder Achter erlegen.

© Lucy Martens
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Die Herausforderung

Einen Hirsch, wie es ihn in Deutschland so gut wie nie gibt. Einen, den man eben nicht aus Kronenzucht-Gedanken heraus bereits als 3b erlegt hat. Bertil und ich pirschen gemeinsam an den Rand einer gigantischen Talsohle. Der Blick ist – da muss ich ihm wie immer beipflichten – „espectacular“. Nach kurzer Zeit fragt er mich, ob ich einen reifen Kronenhirsch erlegen möchte, der auf 200 Meter einige Stücke Kahlwild rudelt. Ich lehne ab. Der Hirsch ist gut, keine Frage. Aber das wäre wahrlich kein Kunststück. Denn, was dieses Revier und diese Region auszeichnet, ist die selektive Rothirschjagd. Hier kann sich ein jeder seinen Traum erfüllen. Von ganz schwer bis hoch abnorm. Von endenarm bis kronenreich.

Der unvergessliche Kronenlose

Und ich will einen Hirsch erlegen, den man zuhause als 1b bezeichnen würde. Einen Alten ohne Krone. Dies soll eine Stunde später gelingen. Auf einer „espectacularen“ Nachsuche, zu der Bertil und sein Vater mit Silberbüchse und einem Schweißhund-Idefix anrücken, erlegen wir den noch sehr mobilen Hirsch. Es ist ein zehn Jahre alter Zehner, keine kapitale Trophäe, aber eine ganz besondere. Eine, deren Story man niemals vergisst.

© Lucy Martens
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Patagonische Abgeschiedenheit

Der Großvater von Bertil Grahn kaufte die Estanzia mitsamt dem Riesenbesitz vor etwa 60 Jahren. In totaler patagonischer Abgeschiedenheit lebt die Familie seither von der Zucht von Polopferden, vom Verkauf von Rothirschen und von der Rindermast. Wer autenthische, herzliche Naturburschen mag, wird die Grahns lieben. Wer sich entschließt die Grahns besuchen zu kommen, lässt sich auf ein Abenteuer ein, das er nie vergisst. Die Familie lebt und atmet für ihren Besitz. Die drei kompakten Söhne sind, ebenso wie der Vater und Großvater, allzeit bewaffnet und in der Brunft quasi Tag und Nacht im Einsatz. Der Colt ist hier das, was in der Geschäftswelt des fernen Buenos Aires der Füller ist: ein Werkzeug. Das Haus ist an Gemütlichkeit nicht zu überbieten und die Gastfreundschaft der Familie Grahn einzigartig.

Buchung

  • Anreise: Der Zielflughafen ist Bariloche mit Umsteigen in Buenos Aires. Abholung am Flughafen und Transfer ins Jagdrevier.
  • Unterbringung: Sie wohnen und essen im einfachen, aber sehr gepflegten Haus der Revierbesitzer.
  • Reisezeitraum: Die Jagdzeit ist limitiert zwischen 5. März und 9. April 2017.
  • Preise: Preise für Flug und Unterbringung auf Anfrage. Preise für zwei Hirsche bspw. im „Malo & Bueno“-Paket: ca. 7.000
    US-Dollar (zzgl. lokaler Geb. i.H.v. ca. 400 USD/Hirsch). Fliegenfischen mit Guide pro Tag: ca. 450 US-Dollar (Catch & Release). Flug und Unterbringung werden vorab in Rechnung gestellt. Ihre Jagd kann kombiniert werden mit einem Aufenthalt in Buenos Aires.
© Lucy Martens