Sollte Muffelwild ausgewildert werden?

Muffelwidder in Deutschland: bald ein seltener Anlick? Luchs und Wolf setzen der Population zu. ©Silvio Heidler

Muffelwidder in Deutschland: bald ein seltener Anlick? Luchs und Wolf setzen der Population zu. ©Silvio Heidler

JÄGER-Diskussion 

Ein Thema – zwei Expertenmeinungen

Sollte Muffelwild ausgewildert werden?

Dort wo Wolf und Luchs vorkommen, nehmen die Muffelwildbestände rapide ab. Global gesehen wäre der Erhalt des deutschen Genpools sicher nicht unerheblich für die Mufflons, in jedem Fall wichtiger als für Wolf und Luchs. Sollte man also durch Auswilderung und gezielte Schutzmaßnahmen ins Geschehen eingreifen?

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Die oftmals vorgebrachten Negativdiskussionen um das Muffelwild in Deutschland lassen vermuten, dass wir es mit riesigen Muffelwildbeständen zu tun haben, was in keiner Weise der Realität entspricht. Betrachten wir lediglich die Schalenwildstrecken, dann ist Muffelwild gerade einmal mit weniger als 0,4 Prozent beteiligt. Das ist vergleichbar mit den Streckenergebnissen des Gamswildes, das ja bekanntlich territorial nur sehr begrenzt in Deutschland vorkommt. Auf den Heimatinseln Korsika und Sardinien ist der Mufflon eine nach FFH-Richtline (Anhang II) streng geschützte und in seinem Bestand bedrohte Art. Die Erhaltung der einzigen europäischen Wildschafart ist also nicht nur aus jagdlicher Sicht, sondern auch aus naturschutzfachlicher Sicht angezeigt. Darüber hinaus ist Muffelwild aufgrund seiner tagaktiven Lebensweise auch für Touristen attraktiv. Durch die rasante Verbreitung der großen Beutegreifer Wolf und Luchs sind die Muffelwildpopulationen insbesondere in den großen, geschlossenen Waldgebieten stark gefährdet. Es ist jedoch anzunehmen, dass es in unserer Kulturlandschaft nicht zu einer flächendeckenden Besiedlung mit den großen Beutegreifern kommen wird. Deshalb sind Muffelwildpopulationen in künftig wolfsfreien Gebieten besonders wertvoll, wozu auch Neueinbürgerungen beitragen könnten. Dazu sind Gebiete auszuwählen, die einen Waldanteil von mindestens 1.000 Hektar aufweisen. Kleinere Waldgebiete haben den Nachteil, dass sich das Muffelwild zwangsweise auf der Feldflur aufhalten muss und dort zur Großrudelbildung neigt. Eine Auswilderung kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn Waldeigentümer und Jäger gemeinsam handeln und der politische Wille dies zulässt. Wir werden das Muffelwild nicht vor Wolf und Luchs schützen können, sollten aber alles dafür tun, diese interessante Wildart auch für unsere Nachkommen zu erhalten.

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Der Mufflon (Ovis orientalis musimon) wurde in Deutschland zu Jagdzwecken ausgewildert und findet in vielen Teilen seines aktuellen deutschen Vorkommens bis heute keine optimalen Lebensräume. Schalenerkrankungen und andere gesundheitliche Probleme sind die Folge, die lokal zum Zusammenbruch der Population führen. Dies ist letztlich ein natürlicher Mechanismus, dem zum Teil durch die Jägerschaft durch Abschuss ganzer Populationen begegnet wurde und wird, um Tierleid zu vermeiden. Ebenfalls aufgrund der ungeeigneten Lebensräume stellt Muffelwild in Deutschland in einigen Regionen eine leicht zu jagende Beute für Wolf und Luchs da. Die Kombination aus beiden Faktoren erhöht in der Tat den Druck auf die Population, so dass möglicherweise mit dem Erlöschen der vom Menschen begründeten Population zu rechnen ist. Dem könnte auch eine aktive Auswilderung nicht dauerhaft begegnen, da mit einer grundlegenden Veränderung des Lebensraumes nicht zu rechnen ist. Die Kriterien der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) legen für die Aufstockung, dem Hinzufügen von Individuen zu einer bereits bestehenden Population von Artgenossen internationale Standards fest, die aus Sicht des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) für die Auswilderung von Muffelwild in Deutschland nicht zu erfüllen sind. Der Schwerpunkt der dauerhaften genetischen Sicherung der Population, die wir als Ziel teilen, muss daher an anderer Stelle im natürlichen Habitat der Art stattfinden und durch Deutschland unterstützt werden. Auch eine Einschränkung in Deutschland gefährdeter Arten wie Wolf und Luchs ist zugunsten einer nichtheimischen Art schwer zu begründen und wird daher abgelehnt.