Viel Lärm um nichts – Karlsson und der umtriebige Wolf

Der aus Schweden angereiste Wolfsexperte Jens Karlsson sollte den verhaltensauffälligen Wolf in Niedersachsen vergrämen. Eigentlich.

Nachdem Umweltminister Stefan Wenzel angekündigt hatte, alle nötigen Schritte vorzubereiten um einen verhaltensauffälligen Wolf aus dem Munsteraner Rudel zu entnehmen, scheint dieser Plan nun doch nicht umgesetzt zu werden.

Der Wolf aus dem Munsteraner Rudel zeigt schon seit längerer Zeit immer weniger Scheu. Zuletzt folgte er einer Spaziergängerin mit Kinderwagen in Breloh. Das Tier soll außerdem in der Nähe eines Flüchtlingsheims gesehen worden sein, wo der Wolf  unweit des Grenzzauns geschlafen haben soll. Umweltminister Wenzel betonte zwar, dass von einem gesunden Wolf keine Gefährdung ausgehe, weil der Mensch angeblich nicht Teil des Speiseplans von Wölfen sei, trotzdem seien die „besonderen Nahbegegnungen“ Anlass, warum man nun im Ministerium aktiv werde. Händeklatschen und andere Maßnahmen würden bei dem Wolf aus Munster nicht mehr funktionieren.

Der nun aus Schweden angereiste Wolfsexperte Jens Karlsson vom Swedish Wildlife Damage Centre in Grimsö, sollte den verhaltensauffälligen Wolf in Niedersachsen vergrämen. Eigentlich.
Doch der von Medien Kurti getaufte Wolfsrüde scheint verschwunden und entgeht so momentan noch den schwedischen Gummigeschosse. Und das trotz Einsatzes von Peilgeräten und einem extra abgestellten Flugzeug der Feuerwehr, dass bei der Suche helfen sollte. Vergangenen Sonntag konnte das Signal von „Kurtis“ Sendehalsband per Funkpeilung zwar geortet worden, der Wolfsexperte aus Skandinavien näherte sich dem Tier auch drei mal bis auf 200m, doch leider bleib die Jagd bisher ohne Erfolg.

 

„Wir haben jetzt drei Tage lang hier in der Heide Maßnahmen durchgeführt“, resümierte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel, das fragwürdige Ergebnis.
War vor zwei Wochen noch von einem Abschuss die Rede, so kehrt der Minister nun zu altbekannten Ideen zurück, die sich offenbar nicht einmal durch Experten aus Schweden umsetzten lassen. So bleibe für ihn die Vergrämung erste Wahl, etwa durch Lärm oder Gummigeschosse. Eine weitere Idee sei nach wie vor, den Wolf einzufangen und in ein Gehege zu verbringen.
Warum der Rüde dem Experten entwischte, erklärt sich Karlsson dadurch, dass der Wolf möglicherweise mit einem Artgenossen unterwegs gewesen sei. „Bei Paarbildung kann das Verhalten des einen Tieres unter Umständen auf das andere abfärben“, fügte Minister Wenzel hinzu.
Zudem sei „Bei den Annäherungen zum Teil gesprochen und geschrien worden“ , zitiert der SPIEGEL den schwedischen Experten, der im Übrigen schon wieder abgereist ist.
Umweltminister Wenzel indes scheint sich über den Erfolg der Aktion selbst nicht ganz sicher zu sein.
Auf die Frage nach der weiteren Umgangsweise mit MT-06, wie Kurti beim Ministerium bezeichnet wird, sinniert er: „Schwer zu sagen, ich hoffe, dass die Maßnahme wirkt. Gegebenenfalls werden wir Herrn Karlsson bitten, ein zweites Mal zu kommen.“