Nachlese: Jäger-Protest in Hessen und die CDU

Am vergangenen Samstag versammelten sich nach Aufruf des DJV und des LJV Hessen rund 3.500 orangegekleidete Jäger in Wiesbaden zu einer gemeinsamen Demonstration vor dem hessischen Landtag.

Rund 3.500 Jäger demonstrierten am 26.09.15 in Wiesbaden gegen die Novellierung des Jagdgesetzes. © Orlowski/DJV

Rund 3.500 Jäger demonstrierten am 26.09.15 in Wiesbaden gegen die Novellierung des Jagdgesetzes. © Orlowski/DJV

Nachlese: Jäger-Protest in Hessen und die CDU

Am vergangenen Samstag versammelten sich nach Aufruf des Deutschen Jagdverbandes (DJV) und des Landesjagdverbandes Hessen (LJV) rund 3.500 orangegekleidete Jäger in Wiesbaden zu einer gemeinsamen Demonstration vor dem hessischen Landtag. Es galt der geplanten Novellierung der Landesjagdverordung durch die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) entgegen zu treten.

In der Novellierung sind unter anderem nur noch sehr kurze Jagdzeiten für Fuchs, Steinmarder, Rabenkrähe und Elster vorgesehen. Für die Graugans soll es überhaupt keine Jagdzeit mehr geben.

„Wenn die Graugans keine Jagdzeit mehr erhält, sind hohe Schäden in der Landwirtschaft programmiert. Das Nabu-Dogma von der Selbstregulation der Wildbestände sei ein pseudo-wissenschaftlicher Irrglaube“, so LJV-Präsident Jürgen Ellenberger.

In den Niederlanden werden nach dem Jagdverbot im Jahr 1999 jedes Jahr hunderttausende Gänse eingefangen, vergast und vernichtet, weil man der ungebremsten Vermehrung und den immensen Schäden nicht mehr Herr wird. Ein Schicksal, das nun auch hessischen Gänsen droht?

„Die Verordnung setze an die Stelle der Eigenverantwortung die Gängelung“, so zitiert die FAZ Ellenberger.

Derweil wurde vor der Demonstration der Ton in der hessischen Landespolitik rauer, so bezeichnetet Florian Rentsch, Fraktionschef der FDP die grüne Umweltministerin als „politisch wild geworden.“ Sie wolle „mit Hilfe des Tierschutzes das Jagdrecht unterjochen“, so der FDP Politiker weiter.

Erstaunlicherweise sparte auch die SPD nicht an direkter Kritik angesichts mangelnder Kommunikationsbereitschaft der Ministerin. „Sie wolle mit dem Kopf durch die Wand“,  so der Abgeordnete Heinz Lotz.

Priska Hinz selbst wies die Vorwürfe einer ideologisch geprägten Verordnung vehement zurück und sprach von „wissenschaftlichen Erkenntnissen für Schon- und Jagdzeiten“, deren  Ergebnisse in der Novellierung des Jagdgesetzes einen „guten Kompromiss“ darstellen würden. „In den Nachbar-Bundesländer haben ebenfalls grüne Umweltminister den Natur- und Tierschutz besonders im Auge“, erklärte Ellenberger.

Dort sind jedoch Jagdzeiten auf Gänse vorgesehen. Das Argument der Grünen, dass die neue Jagdverordnung in Hessen gerade aus Natur- und Tierschutzgründen unbedingt notwendig sei, erscheint deshalb fragwürdig.

Der jagdpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Walter Arnold,  signalisierte den Jägern unterdessen doch noch ein Entgegenkommen seiner Partei zu. „Wir nehmen die Sorgen und guten fachlichen Argumente der Jäger sehr ernst“, sagte Arnold. Bisher hatte er allerdings den Jagdverordnungs-Entwurf des Koalitionspartners gegen die Kritik der Jagdverbände verteidigt.

Da die Mehrheit der Mitglieder des DJV traditionell der Christlich Demokratischen Union als potentielles Wählerpublikum dient, fühlen sich viele Jäger von der Partei im Stich gelassen. Dies wurde auch auf der Demonstration in Hessen deutlich, bei der Plakate mit der eindeutigen Botschaft „Nie wieder CDU“ emporgehalten wurden. Die Rede von Walter Arnold selbst ging fast im Protestklang der angereisten Waidmänner unter, während SPD und FDP für ihren Einsatz gegen das neue Jagdgesetz deutlichen Applaus ernteten.

Hartwig Fischer, Präsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV) ging soweit, die CDU vor möglichen Konsequenzen im Umgang mit den Jägern zu warnen. Er betonte, dass der DJV zu Gesprächen mit dem Bundestagsabgeordneten der hessischen CDU bereit sei, mahnte aber gleichzeitig an:

„Wenn wir da auch so verraten werden, wie das in Hessen geschehen ist, dann wird es in Zukunft für die Jäger keinen geborenen Partner in der Politik mehr geben. (…) Lassen Sie sich nicht von den Grünen am Nasenring durch die Kulturlandschaft ziehen.“