Anthrax Ausbruch bei Rentieren in Sibirien

Anthrax Ausbruch in Sibirien – Handelt es sich nur um einen Vorwand, um 100.000 Rentiere noch vor Weihnachten zu töten?

An Antharx verendetes Rentier @Screenshot Siberian Times

An Antharx verendetes Rentier @Screenshot Siberian Times

Anthrax Ausbruch in Sibirien – Handelt es sich nur um einen Vorwand, um 100.000 Rentiere noch vor Weihnachten zu töten?

Der Klimawandel lässt nicht nur die Meeresspiegel steigen, sorgt für Wetterphänomene und hitzige Debatten, sondern weckt auch lange vergessene Krankheitserreger aus ihrem frostigen Tiefschlaf. So kam es im Spätsommer zu einem Ausbruch des gefürchteten Milzbrandes in der Jamal-Region in Sibirien.

Anthrax lag versteckt im Permafrost

Mit dem Abtauen der Permafrostböden hat eine Welle von Anthrax Infektionen (Milzbrand) eingesetzt, die sibirische Rentiere und ihre Hirten betrifft. Übertragen wurde der Erreger offenbar von Rentier-Kadavern, die an der Erkrankung verendet waren und durch Jahrzehnte anhaltende Frostbedingungen konserviert wurden. Wie die Siberian Times berichtete, erkrankten bisher mindestens 70 Menschen schwer und mussten behandelt werden – ein Kind starb sogar. Auch über 2.000 Rentiere wurden Opfer des Milzbrand-Erregers. Insgesamt wurden offenbar gleich drei neue Ausbrüche registriert.

Weidewirtschaft nicht nachhaltig

Seit Zusammenbuch der Sowjet-Union haben sich die Rentier-Herden in der Region fast verdoppelt, so der stellvertretende Leiter der zuständigen Regierungsbehörde, Nikolai Vlasov. Waren es damals noch zwischen 300.000 und 400.000 Tiere, hielten die nomadischen Hirten heute über 700.000 Rentiere. „Das ist zu hoch”, sagte Vlasov gegenüber der Siberian Times. Er sagte, die Herden sollten eine Anzahl von 400.000 Tieren nicht überschreiten.
„Je dichter die Tierpopulation ist, desto besser kann sich die Krankheit ausbreiten und umso mehr Tiere werden krank,“ so Vlasov weiter.
Die Hirten sollen nun mit Geld und günstigen Darlehen für Wohnraum davon überzeugt werden, ihre Tiere zur Tötung freizugeben und sesshaft zu werden. Im Winter 2013 waren Berichten zufolge bereits 70.000 Tiere durch eine Hungersnot verendet. Dies sei, wie der Anthrax-Ausbruch ebenso, Zeichen einer nicht nachhaltigen Bewirtschaftung. Folge seien schlechte Zustände der Herden und eine massive Überweidung des Gebietes.

Wikipedia

Sibirische Nomaden mit Rentieren Quelle: Wikipedia

Eine weitere Maßnahme um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen ist nun die Tötung von bis zu 100.000 Tieren in der Region. Noch im September hieß es, 250.000 Rentiere sollten getötet werden. Nun wurden die Zahlen offenbar nach unten korrigiert. Ein Ausdünnen der Herden auf soll demnach verhindern, dass sich der Erreger weiter in der derzeitigen Geschwindigkeit verbreitet. In der Zeit zwischen November und Dezember ist in Sibirien ohnehin die traditionelle Schlachtsaison. Dieses Jahr soll die Zahl der zu tötenden Tiere aber auf Grund der Entwicklungen massiv angehoben werden.

Anthrax Ausbruch als Handlungsgrundlage?

Kritik an den Regierungsplänen wurde jedoch laut, da Beobachtern zufolge noch ganz andere Motive hinter den Umsiedlungsplänen und Herdenverkleinerungen liegen könnten. Denn in der betroffenen Region sollen die größten Naturgas-Vorkommen Russlands liegen. Schon länger schwelen Konflikte zwischen der traditionellen Lebensweise der Rentier-Hirten und der Ausbreitung der Zivilisation und der damit verbundenen Erschließung von Energieressourcen. Die Anthropologin und Fürsprecherin der Nomaden Olga Murashko äußerte sich nun besorgt zu den Regierungsplänen: „Die Pläne der Regierung, die Zahl der Rentiere um ein Drittel zu reduzieren, werden publik, während gleichzeitig im Schnelldurchlauf Lizenzen zur Gasförderung in der Region vergeben werden. Das weckt große Bedenken mit Blick auf das Schicksal der Rentier-Hirten.“