Bogenjagd in Deutschland?

Bogenjagd in Deutschland? Ludwig Himmelstoß (DBJV) und Ludger Michels (DJV) in der Pro-Contra-Diskussion.

Bowhunting Bogenjagd Fotolia

Bogenjäger: Ob er hierzulande seine Pfeile auf Wild abfeuern dürfen sollte, darüber scheiden sich die Geister. ©Fotolia

JÄGER-Diskussion

Ein Thema – zwei Expertenmeinungen!

Landauf, landab wird an neuen Jagdgesetzen gefummelt, heraus kommen fast nur Einschränkungen für uns Jäger.Warum nicht mal eine Erweiterung der Befugnisse, etwa die Freigabe der Bogenjagd? Hier das Für und Wider.

Ludwig Himmelstoß

Ludwig Himmelstoß

Die Geschichte der Jagd in Europa hat nicht erst mit der Erfindung des Schießpulvers begonnen. Mit der Wiedereinführung der Bogenjagd würden die geschichtlichen Wurzeln der Jagd angemessen gewürdigt. Die rasierklingenscharfen Schneiden eines Jagdpfeils töten, wegen des starken Blutverlusts und/oder durch das Versagen des respiratorischen Systems (Blutdruckabfall->Ohnmacht->Exitus), innerhalb von Sekunden. Im Unterschied zur Kugel wird hierbei nur unwesentlich Gewebe zerstört, das heißt – setzt man beim Wild Schmerzen im menschlichen Sinn voraus – weniger Schmerzen, vor allem bei schlechten Schüssen (Fleischwunden). Durch die Pfeil- wunde entstehen keine Hämatome, keine Bleikontaminationen, Jagdpfeile werden eingesammelt und wiederverwendet. Durch den Einsatz von Pfeilen bei der Jagd erhalten wir ein durch das Projektil unbelastetes Wildbret. Der Vorwurf der Tierquälerei kann durch die Dänische Studie widerlegt werden. Es wurde festgestellt, dass bei der Bogenjagd keine höheren Verwundungsraten gegenüber der Gewehrjagd vorliegen. Auf Grundlage dieser Studie wurde in Dänemark die Bogenjagd legalisiert. Ebenso ist das Thema Wilderei kein Argument gegen die Bogenjagd. Warum soll der Bogen dazu verwendet werden, wenn es Schalldämpfer und Nachtzielgeräte gibt? Die Bogenjagd ist eine Jagdmethode, die sich auch hervorragend in und im Umfeld unserer Städte eignet. Durch den geringen Gefahrenbereich kann der Bogen ohne Gefährdung der Bevölkerung und Störung durch den Schussknall eingesetzt werden. Dies beweisen Erfahrungen in 17 europäischen Ländern. In Deutschland wird die Diskussion leider von Unwissenheit, Halbwissen und der mangelnden Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand zu blicken, geprägt. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen mir, dass immer mehr Jäger die Bogenjagd befürworten. Mein Grundsatz lautet: Jeder soll die Bogenjagd ausüben dürfen, keiner muss sie ausführen!

Detlef Zacharias

Detlef Zacharias

Die Bogenjagd ist zwar eine der ursprünglichsten Jagdmethoden, aber sie wurde jahrhundertelang kaum praktiziert. Warum? Zum einen, weil andere Methoden effektiver sind. Das ist allerdings noch kein Argument gegen die Wiedereinführung der Bogenjagd. Aber der Tierschutzgedanke ist es. Wir sollten keine Jagdmethode wieder einführen, die – tendenziell – aus Tierschutzaspekten problematisch ist. Es mag sein, dass ein geübter Bogenjäger mit einem präzisen Schuss auf nicht zu große Entfernung ein Tier auch tierschutzgerecht erlegen kann. Aber was ist mit Knochentreffern? Die sofort tödliche Trefferfläche ist mit dem Jagdbogen oder einer Armbrust deutlich geringer. Es gibt Fälle von Wilderei, bei denen ein mit einem Pfeil verwundetes Tier qualvoll verendete. Der Tierschutzgedanke – verkörpert in der Waidgerechtigkeit – spielt bei der Jagd eine wichtige Rolle. Warum eine Jagdmethode wieder einführen, die aus Tierschutzsicht problematisch ist und keine nennenswerten Vorteile gegen- über Ansitz oder Pirsch mit der Büchse mit sich bringt? Die Gefahr, ein Stück Wild nur zu verwunden, ist viel größer. Aus Sicherheitsgründen bringt die Bogenjagd ebenfalls keine nennenswerten Vorteile. Auch bei der Bogenjagd ist ein „Pfeilfang“, ähnlich dem Kugelfang, erforderlich. Die Beschränkung bei der Schussdistanz bietet ein weiteres Feld potenziellen Fehlverhaltens. Der Bogenjäger muss sich nah an seine Beute heranpirschen. Dies gibt dem Wild mehr Möglichkeiten (unbeschossen) zu entkommen, als dies bei der Jagd mit der Büchse möglich ist. Es zeigt, dass die Bogenjagd (vom fehlenden Schussknall abgesehen) ein höheres Störpotenzial im Revier hat, als die Jagd mit der Büchse. Während der Erhalt einer traditionellen Jagdmethode anders zu beurteilen ist, muss es für die Wiedereinführung einer nicht mehr üblichen Methode gute Gründe geben. Der Tierschutz spricht dagegen.