Jagd als Klimaschutz – Wie Öko ist unser Wildbret?

Was ist besser für den Klimaschutz? Massenproduktion, die ökologische Landwirtschaft oder doch die Jagd? Dr. Nina Krüger hat für Sie Bilanz gezogen.

Ist Jagd Klimaschutz?

Was hat aber nun der Verzehr von Wildbret damit zu tun, wenn es doch als CO2-neutral angepriesen wird? Reh- und Rotwild sind ebenfalls Wiederkäuer, die Methan bei der Verdauung produzieren. Für sie müssen jedoch keine zusätzlichen Futtermittel angebaut oder Weideflächen geschaffen werden.

Sie äsen das, was ihnen zur Verfügung steht, und das Äsungsangebot bestimmt die Populationsgröße mit. Schalenwild verursacht außerdem Verluste in land- und forstwirtschaftlichen Kulturen, die sich durch Bejagung reduzieren lassen.

Geschieht dies nicht, addiert sich der Mehraufwand für den Bauern in negativem Maße zur Gesamtbilanz hinzu. Vor allem das letzte Jahrzehnt hat die Bestände profitieren lassen. Im Jagdjahr 2013/2014 wurden etwa 76.000 Stück Rotwild und 1,2 Millionen Rehe erlegt, um anschließend gegrillt, geschmort und gebraten zu werden.

Ohne Jagd geht es nicht

Ohne die Jagd entspräche das, ganz grob überschlagen, einem Mehrbedarf von 50.000 Rindern allein in Deutschland, die zusätzlich Methan ausscheiden würden. Mal abgesehen von rund 500.000 Sauen, die eine Unzahl an Feldern auf links drehen, auf denen Viehfutter, Getreide oder Ökostrom wachsen sollte. Auch hier zählt Abschuss und Verwertung in der Gesamtbilanz nicht rückwärts, obwohl die domestizierte Verwandtschaft geringere Klimasünder sein sollen. Die Nutzung von Wild ist deshalb – wenn auch in kleinem Maßstab – ein Beitrag zum Klimaschutz.

Wildbret ist so beliebt, dass die Nachfrage aus dem Ausland gedeckt werden muss. Zum Beispiel mit Farmwild aus Neuseeland. Hier hat sich deren Methanausstoß in den letzten 25 Jahren nahezu vervierfacht!

CO2-neutrales Wildbret

Allerdings, Wildbret wird immer beliebter. Die Nachfrage in Deutschland kann schon lange nicht mehr durch die Jagd hier gedeckt werden.

Gefrorenes Hirschgulasch im Discounter stammt häufig aus kommerzieller Gatterhaltung in Übersee. Untersuchungen zeigen, dass in Neuseeland der jährliche Methanausstoß durch Farmwild seit 1990 um 72 Prozent gestiegen ist, und er wird durch die wachsende Nachfrage weiter zunehmen, denn professionell vermarktetes Wildfleisch ist ein lukratives Geschäft.

Nun ist der Umsatz der Äsung bei wiederkäuendem Wild noch etwas schlechter als bei Schaf und Rind, auch wenn pro aufgenommenem Kilogramm durchschnittlich etwas weniger Methan ausgestoßen wird. Es darf auch der geringere Kaloriengehalt nicht vergessen werden. Wie die Bilanz genau aussieht, ist schwer zu sagen, in der wissenschaftlichen Literatur lassen sich sehr unterschiedliche Angaben finden. Messungen sind kompliziert und schwanken altersbedingt und jahreszeitlich entsprechend zum Teil stark. Hinzu kommen lange Transportwege, Verarbeitung, Verpackung und Kühlung.

Rotwild Wild Herbst Schottland

Rowild im Gatter (Symbolbild )©Flickr/CreativeCommonsLicence

Nur Wild ist klimaneutral

Es ist deshalb davon auszugehen, dass klimaneutrales Wildfleisch nur von Wild stammen kann und nicht von Farmtieren, die Haustierrassen gewinnbringend ersetzen sollen.

Wer also im Revier wohnt, keine weiten Strecken fahren muss und seinen Fleischbedarf durch selbsterlegtes Wildbret deckt, kann einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Wer aber jedes Wochenende hunderte Kilometer runterreißt, um wenige Stück Wild im Jahr zu erlegen, dafür jedoch ständig ausgiebig an der gelb-leuchtenden Autobahnkirrung halt macht, der agiert womöglich kontraproduktiv.