Einer für alles – Jagdhunde für das Wald- und Feldrevier

Wir stellen Deutsch-Drahthaar und fünf weitere Vollgebrauchshunde für das Wald-Feldrevier vor.

Jagdhund Jagen Hund Deutsch-Drahthaar bei der Jagd ©Pixabay

Deutsch-Drahthaar bei der Jagd ©Pixabay

Es gibt sauscharfe Setter und wasserfreudige Schweißhunde – dennoch eignen sich für bestimmte Reviertypen gewisse Rassen besonders. Wir stellen Deutsch- Drahthaar und fünf weitere Vollgebrauchshunde für das Wald-Feldrevier vor.

Text: Lucas von Bothmer

in nasskalter Novembertag, der Horizont leuchtet zuweilen bedrohlich, der Hut hat den Kampf gegen den Platzregen aufgegeben. Auf die Jagd gehen an solchen Tagen nur ganz passionierte Menschen – und Hunde. Doch im Gemeinschaftsjagdbezirk Wohltorf ist die Niederwildhege heute wichtiger als die Wetterfühligkeit, in diesem Punkt sind sich Pächter Jürgen Hollweg und sein Deutsch-Drahthaar-Rüde „King vom Banndorfer Forst“ einig.
Kaum, dass der stattliche Hund mit den bernsteinfarbenen Augen in dem schmalen Schilfgürtel verschwunden ist, gibt er darin Spurlaut. Es raschelt – aber leiser als bei den Sauen, die hier auch zuweilen stecken. Nein, es nähert sich eher ein rhythmisches Knistern, dahinter der wütende Laut des Hundes, und schon fliegt ein prächtiger Winterfuchs über den Rapsacker. Jürgen Hollweg frohlockt innerlich – sein Plan scheint aufzugehen. Jetzt nur keinen Fehler machen.
Er reißt die Bockbüchsflinte hoch, fährt mit und schickt eine Garbe Schrote dorthin, wo der Räuber gleich sein sollte. Dieser rolliert im Knall, ein guter Schuss. Im Nu hat „Kingo“, so der Rufname, die Lage erfasst, und kurze Zeit später gibt er die Beute seinem Herrn aus – ein Jagdtag nach Maß für ein eingespieltes Team.

Wieder einmal hat der Drahthaar seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt, hat er seinen Finderwillen und seine schnelle Auffassungsgabe eingesetzt, um einen Fuchs aus seinem Einstand zu drücken, in dem auch Sauen oder Rehwild liegen können. In einem Revier wie Wohltorf ist es gut, dass der Drahthaar-Rüde da keine klaren Prioritäten setzt.
Denn zwar ist das Revier nicht allzu groß, doch muss Kingo hier im Jahr mannigfaltige Aufgaben bewältigen. Ab Mai gilt es den Rehböcken, da kann es schon mal vorkommen, dass eine kürzere Nachsuche anfällt. Kingo arbeitet gut am Riemen, doch wenn im Oktober die Entenjagd an der Bille stattfindet, scheut er auch das kalte Fließgewässer nicht.
In seinem Element ist er aber, wenn in den Schilfpartien, Knicks und Waldgürteln auf Fasanen getrieben wird und er seine Vorsteh-Eigenschaften voll zur Geltung bringen kann. Gerade in diesen Treiben aber steckten in den letzten Jahren immer wieder Sauen, in diesem Jahr wurden in Wohltorf bereits 20 Stück erlegt, eine Rekordstrecke. Auch hier zeichnet sich Kingo durch seine Wildschärfe aus, im Falle des Schwarzwildes ist das ein buchstäblich zweischneidiges Schwert: Denn zum einen ist Kingo hochläufig und somit verletzungsanfällig, zum anderen sind gerade stärkere Sauen sehr wehrhaft.

Noch hat der knapp zweijährige Vorstehhund, der in diesem Jahr die Verbandsgebrauchsprü- fung absolvieren wird, nachdem Verbands- jugendprüfung, Herbstzuchtprüfung und Jugendeignungsprüfung bereits erfolgreich bewältig wurden, keine Kampferfahrungen mit dem ritterlichen Schwarzwild gemacht. „Doch ist auch das unvermeidlich, er ist ein Allrounder, und wir haben hier eben ein echtes Allround-Revier“, erläutert sein Ausbilder Jürgen Hollweg.

Dieser weist darauf hin, dass die Anschaffung eines Hundes wie Kingo konsequente Führung bedeutet und nur bei häufiger Jagdausübung sinnvoll ist: „Er braucht unheimlich viel Auslauf, ist ein Energiebündel. Da er letztlich verschiedene Jagdarten kennen muss, verbringen wir sehr viel Zeit im Revier. Die Nähe von Wohnort und Jagd ist da ein Riesenvorteil.“ Hollweg empfiehlt Revierinhabern, die nie zuvor einen Drahthaar geführt haben, einen Experten bei der Ausbildung zu Rate zu ziehen. Als selbstständiger Fotograf auf einem Resthof mit Reitstall ist Publikumsverkehr an der Tagesordnung.

Daher war ein ruhiges, freundliches Wesen bei der Wahl wichtig.

Der Große Münsterländer ©Flickr

Der Große Münsterländer ©Flickr

Der Große Münsterländer

Es steht außer Frage, dass es diverse Hunderassen gibt, die im Wald-Feldrevier tolle Arbeit leisten. Ein sehr beliebter Jagdhund ist beispielsweise der Große Münsterländer. Auch er ist den verschiedenen Anforderungen eines Reviers mit Wasser, Wald und Feld gewachsen. Er jagt sowohl auf Hoch- als auch auf Niederwild mit Passion und steht dem Deutsch-Drahthaar in Jagdleidenschaft, Finderwillen und Wasserfreude in nichts nach. Er arbeitet darüber hinaus sehr gern in enger Bindung an den Führer und ist für seine Ruhe bekannt. Das macht ihn besonders bei Falknern sehr begehrt. Darüber hinaus ist er ein passionierter Nachsucher. Sein schützendes Haarkleid macht ihn weitgehend unempfindlich gegen Nässe, Dornen und scharfkantiges Schilf. Der Große Münsterländer fühlt sich wohl, wenn er seine Nase tief setzen kann, egal auf welche Wildart. Näheres unter www.grossemuensterlaender.de.

Der Kleine Münsterländer

Der Kleine Münsterländer ©Flickr

Der Kleine Münsterländer

Auch für seine feine Nase bekannt, ist der Kleine Münsterländer. Er eignet sich für längere Nachsuchen, ist aber auch ein guter, spur- und sichtlauter Stöberhund. Raubwildschärfe hingegen ist nicht sonderlich ausgeprägt. Mit etwa 52 Zentimeter Widerristhöhe ist er knapp zehn Zentimeter kleiner als sein großer Namensvetter und somit kein Spezialist fürs Herunterziehen von starkem Hochwild. Kleine Münsterländer gelten als besonders lernfähige, intelligente Allrounder. Infos im Internet unter www.muensterlaender.com.

Der Deutsch-Langhaar @Flickr

Der Deutsch-Langhaar ©Flickr

Der Deutsch-Langhaar

Als die Hasen noch zu hunderten unsere Felder besiedelten, nannte die Jägerschaft diese Rasse zuweilen auch „Deutsch-Langsam“. Die züchterische Selektion legte beim Langhaar stets Wert auf ein ruhiges Wesen in Verbindung mit Jagdpassion. Zwar ist er kein Experte für selbstständiges und weitläufiges Jagen, wie wir es von Wachtelhunden her ken- nen, ansonsten aber handelt es sich beim Deutsch-Langhaar um einen klassischen Alleskönner. Fährtenlautes Jagen an Schalenwild, ruhige und bedächtige Wasserarbeit, alles kein Problem für den Langhaar, dessen Spezialität es ist, keine Spezialität zu haben. Näheres im Internet unter www.clublanghaar.de.

Der Weimaraner ©Flickr

Der Weimaraner ©Flickr

Der Weimaraner

Der Weimaraner ist mit durchschnittlich 68 Zentimeter Widerristhöhe der größte und kräftigste hier vorgestellte Jagdhund für das Mischrevier. Er gilt nicht unbedingt als frühreif, und seine schon fast aufdringliche Anhänglichkeit seinem Herren gegenüber führt mitunter zu einem Schutztrieb. Das sollten insbesondere in dicht besiedelten Gebieten wohnhafte Jäger vor der Anschaffung und Aufzucht bedenken. Grundsätzlich ist der kraftvolle Weimaraner speziell für die Arbeit nach dem Schuss gut geeignet, da er gern mit tiefer Nase arbeitet. Weitere Infos unter www.weimaraner-klub-ev.de.

Der Griffon ©Flickr

Der Griffon ©Flickr

Der Griffon

In Frankreich existieren diverse Rassen, die den Beinamen „Griffon“ („Rauhaar“) tragen und sich äußerlich unterscheiden. Hierzulande aber ist in der Regel der seit etwa 120 Jahren gezüchtete Griffon-Korthals gemeint. Zwar sieht dieser Vorstehhund dem Draht- oder Stichelhaar bisweilen frappierend ähnlich, doch ist sein Fell rauhaarig. Er ist ein brauchbarer, feinnasiger und wasserfreudiger Vollgebrauchshund für jedes Revier, das Nieder- und Hochwildarten gleichermaßen beheimatet. Der Griffon ist ein verträglicher Familienhund mit ausgesprochenem Schutztrieb. Seine Ruhe zeichnet ihn aus und lässt ihn für die Nachsuche besonders geeignet erscheinen. So sind Griffons durchaus in der Lage, eine 20 Stunden-Schweißfährte erfolgreich auszuarbeiten.